Insolvenzdruck im deutschen Maschinen- und Anlagenbau 2025
Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau gilt traditionell als Rückgrat der Industrie: Exportorientiert, technologisch führend, mit Milliardenumsätzen. Doch nun steht die Branche zunehmend unter Druck: steigende Energiekosten, Material- und Zinskosten sowie sinkende Auftragseingänge belasten viele Unternehmen.
Insolvenzen haben besondere Bedeutung im Maschinenbau
Eine Insolvenz in dieser Branche trifft nicht nur das einzelne Unternehmen, sondern kann ganze Wertschöpfungsketten lahmlegen — vom Zulieferer bis zum Großkunden. Geschäftsführern ist bewusst: Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung führen zu einer Pflicht zur Antragstellung, andernfalls drohen Haftungsrisiken.
Entwicklungen seit 2021
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2021 verzeichnete die Branche trotz der Pandemie überraschend wenige Großinsolvenzen. Viele Unternehmen profitierten von staatlichen Hilfen, Krediten und der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.
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2022 stieg die Zahl der Großinsolvenzen wieder deutlich; besonders im Maschinen- und Anlagenbau nahm sie um über 50% zu. Hauptgründe: Lieferkettenprobleme, Energie- und Rohstoffkosten, das Auslaufen von Hilfen.
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2023 und 2024 bringen eine weitere Verschärfung: Im Jahr 2024 stieg die Zahl der Großinsolvenzen um etwa ein Drittel auf 32 Fälle.
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Für 2025 wird ein weiterer Anstieg um rund 20% prognostiziert, falls Produktion weiter sinkt oder Kosten hoch bleiben.
Hauptursachen der Krise
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Hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie steigende Zinsen belasten die Liquidität.
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Auftragseinbruch in Schlüsselbereichen wie Automobil- oder Bauindustrie, gleichzeitig hohe Konkurrenz und globale Unsicherheiten.
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Viele Unternehmen hatten sich durch Auftragsbestände, Kurzarbeit oder Hilfen stabilisiert – nun hilft das nicht mehr langfristig.
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Langfristige Projekte, hohe Fixkosten und finanzielle Verpflichtungen machen das Geschäftsmodell verletzbar.
Was kann bzw. muss getan werden?
Für Entscheider im Maschinen- und Anlagenbau gilt: Nicht erst handeln, wenn die Krise bereits da ist, sondern frühzeitig steuern. Wichtige Maßnahmen sind:
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Frühwarnsysteme und Szenarioanalysen etablieren: Liquidität regelmäßig prüfen, Kosten- und Nachfrageentwicklungen überwachen.
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Restrukturierungsinstrumente kennen: Verfahren wie Eigenverwaltung, Schutzschirm oder der frühzeitige Restrukturierungsrahmen (StaRUG) bieten Optionen zur geordneten Sanierung.
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Geschäftsmodell hinterfragen: Flexibilität erhöhen, zukunftsfähige Produkte und Services entwickeln, Kunden- und Lieferantenrisiken gemanagt wissen.
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Kostenstruktur optimieren: Effizienz steigern, Energie- und Materialverträge sichern, neue Finanzierungswege prüfen.
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Wertschöpfungsketten im Blick behalten: Risiko der Zulieferer, internationale Abhängigkeiten, Protektionismus- oder Handelsrisiken berücksichtigen.
Fazit
Die aktuelle Insolvenzlage im Maschinen- und Anlagenbau ist mehr als ein temporäres Phänomen – sie ist ein Signal für tiefgreifende Veränderungen in der Branche. Der Weg nach vorne führt über frühzeitiges Handeln, strategische Neuausrichtung und professionelles Krisenmanagement. Wer heute strukturiert vorgeht, kann nicht nur überleben, sondern gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.